Miriam Georg

Der zweite Teil nimmt die Fäden des ersten Bandes auf und führt die Geschichten zu Ende. Am Ende von Elbleuchten stand ein grandioser Cliffhanger: Lily heiratet Henry und fährt mit ihm schwanger von Jo nach England. Nun kehrt sie wieder nach Hamburg zurück, wo sich vieles verändert hat. Franz ist unglücklich mit Roswitha verheiratet, Charlie verfällt dem Opium und Jo dem Alkohol. Zudem versucht er Oolkert zu übervorteilen. Sylta engagiert sich mit den Frauenrechterinnen und ist mit Emma befreundet.
Die Situation der Frauen - und zwar aller Frauen in diesem Buch - lässt einem wieder deutlich werden, wie viel sich verändert hat und wie viele mutige Frauen dazu beigetragen haben. Zum Glück für uns! Die Auflösung der einzelnen Handlungsstränge erscheint mir mitunter etwas gar phantasevoll. Und einen kleinen Clifhanger hat die Autorin auch diesmal eingebaut. Auch wenn die Serie als Zeiteiler angelegt ist, einen neuen Band um Lilys Tochter könnte es doch dennoch geben!… (meer)

Der erste Band dieser Familiensaga aus dem Hamburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist wie eine Netzflix-Serie. Personen, die einem ans Herz wachsen, erleben eine Schwierigkeit nach der anderen. Die Hauptfigur, die Reederstochter Lily Karsten, erfährt im Lauf des Buches vom schrecklichen Elend, in dem die Hamburger Hafenarbeiter leben. Zudem stößt sie sich mehr und mehr an den Beschränkungen, denen Frauen zur damaligen Zeit unterworfen sind. Das Buch ist spannend und mitreißend. Leider passiert wenig Positives. Das würde man den Hauptpersonen anders wünschen.… (meer)

Lily Karsten ist die Tochter eines angesehenen Hamburger Reeders. Daher soll sie auch bei der Schiffstaufe dabei sein. Eine Windbö weht ihren Hut in die Elbe und ein Arbeiter muss ihn zurückholen. Doch es geschieht ein Unfall und er verliert seinen Fuß. Daher wird der Mann nicht mehr arbeiten können. Jo Bolten bittet bei den Karstens um Unterstützung für seinen Freund, wird aber abgewiesen. Nur Lily fühlt sich schuldig an dem, was passiert ist, und will helfen. Jo nimmt sie mit in das Altstädter Gängeviertel, wo Not und Elend herrscht. Lily erkennt, wie wenig sie vom Leben weiß. Sie erkennt die Ungerechtigkeit. Schon Bald kommen sich Lily und Jo näher, aber eine Verbindung zwischen ihnen darf es nicht geben.
Ich liebe Hamburg und lese gerne Bücher, die dort spielen. Der Autorin gelingt es gut, die Unterschiede im damaligen Hamburg deutlich zu machen. Es gibt die erfolgreichen und angesehenen Kaufleute, Reeder usw., aber daneben gibt es auch großes Elend und den Kampf ums Überleben. Die Arbeit im Hafen ist lebensgefährlich und es gab weder ein Gesundheitssystem, noch eine Absicherung im Fall von Krankheit und Unfall. Doch langsam formiert sich Widerstand.
Lily wächst sehr behütet auf, aber sie verhält sich doch immer wieder auch recht naiv. Sie ist Henry von Cappeln versprochen und stellt das auch nicht in Frage, im Gegenteil, sie glaubt sogar, dass sie ihn liebt. Mir war Lily sympathisch, vor allem, weil sie ein Herz für ihre Mitmenschen hat. Es war schön zu sehen, dass sich Lily im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Durch Jo lernt sie kennen, dass es noch anderes als ihr sorgloses Leben in der Villa an der Bellevue. Jo ist im Gängeviertel großgeworden. Er muss hart arbeiten, damit seine Familie überleben kann. Durch ihre Freundin, die Ärztin Emma, wird Lily in ihrem Denken beeinflusst, was ihrer Familie nicht gefällt.
Der Autorin Miriam Georg ist es gelungen, mich mit ihrem packenden Schreibstil und ihrer interessanten Geschichte zu fesseln. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Elbstürme“.… (meer)