Harald Keller

Lange Zeit mochte es für den Filmenthusiasten so aussehen, als würde sich allein der Heyne-Verlag mit seiner Filmbibliothek verdienstvoll um die Publikation preiswerter Fanbücher rund um Stars, Genres und Regisseure kümmern. Diese Tradition wurde unlängst vom Bertz Verlag mit der Reihe film aufgenommen. Eine Reihe, die vor allem berühmte Regisseure auf hohem Niveau porträtiert. Allerdings wäre es seitens des Verlages natürlich sträflich gewesen, hätte man die Schauspieler -- die Zugmaschinen des Kinos -- beiseite gelassen.
Mit Stars! schloss der Bertz Verlag nun auch diese Lücke. Namhafte Autoren wie Georg Seeßlen oder Rolf Aurich versuchen, auf rund 160 Seiten signifikante Schauspielerpersönlichkeiten nach Charakter und Repertoire aber vor allem nach ihrer Faszination zu befragen. Für den Anfang suchte man vier Persönlichkeiten aus, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Russell Crowe, Cameron Diaz, Angelina Jolie und Drew Barrymore.

Das wirklich Interessante an der Reihe ist jedoch das Konzept, das hinter ihr steht. So widmet sich jeder Band natürlich zunächst einmal dem Leben und Werk in der Übersicht, werden Russel Crowe als köperhafter Darsteller und Cameron Diaz als leidenschaftliche Komödiantin präsentiert. Als ungemein benutzerfreundlich -- man denke hierbei nur an Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln aller Art -- erweist sich hierbei die Kürze der einzelnen Kapitel. Die sich an den biografischen Teil anschließende Filmografie ermöglicht einen schnellen Zugriff auf alle Filme, an denen die vorgestellte Persönlichkeit mitgewirkt hat. Besonders interessant ist jedoch die Bibliografie, mit der Stars! ein wenig mehr als andere Fanbücher leistet. Wer nach der Lektüre des Buches gesteigerten Appetit nach dem jeweiligen Star bekommen hat, wird hier von den Verfassern auf grundlegende weiterführende Literatur, Zeitschriftenaufsätze, Zeitungsartikel und sogar auf Internetseiten verwiesen.

Ein erstes Fazit: Stars!, das sind gut geschriebene, gut lesbare Bücher von Experten für Fans oder Einsteiger, die etwas anspruchsvoller daherkommen als vergleichbare Publikationen. Und bei im Schnitt gut 200 Fotos auf 160 Seiten lässt sich mit Fug und Recht sagen, dass sich diese Bücher nicht nur theoretisch mit den vielleicht wichtigsten Akteuren des Bildmediums Film beschäftigen. --Constanze Quanz… (meer)

er, wie Harald Keller, sein Dasein als Fernsehkritiker fristet, kennt zwangsläufig viele merkwürdige Filme. 1.000 dieser leicht abseitigen Gradwanderungen von A wie Abraxas, Retter des Universums bis Z wie 2071: Mutan-Bestien gegen Roboter hat der Autor nun zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Wenn Sie also wissen möchten, ob der Film im Spätprogramm das Aufzeichnen lohnt: Hier werden Sie fündig!
Die Auswahl der Filme ist natürlich völlig willkürlich. Was schräg, schrill, scharf oder schundig ist bestimmt schließlich der Zuschauer. Da lassen sich keine einheitlichen Kriterien festlegen. Harald Keller hat folglich das einzig Richtige getan, und sich ganz seinen Launen hingegeben. B-Pictures stehen neben Großproduktionen, bekannte Schauspieler neben Trash-Ikonen. Und richtig spannend wird es, wenn zwischen all den japanisch-italienisch-spanischen Billigproduktionen und B-Klassikern plötzlich ein unbestrittenes Highlight à la M.A.S.H. auftaucht, das Keller beim Wiedersehen eindeutig auf dem falschen Fuß erwicht hat. Also, am besten selbst nachlesen, ob der eigene Lieblingsfilm Gnade vor dem Herrn gefunden hat und nicht, wie etwa Pulp Fiction, mit einem einzigen Satz niedergebügelt wird.

Seit Kultserien und ihre Stars sind die Bücher von Harald Keller zwar ein Muss, aber im vorliegenden Fall bleibt er doch deutlich hinter dem überragenden Niveau seines Meisterwerks zurück. 1.000 Filme auf knapp 400 Seiten lassen für Hintergründiges eben nicht viel Platz. Anekdoten, Zitate und Skurrilitäten, die den besonderen Reiz seines TV-Buches ausmachen, finden sich allenfalls im Kleingedruckten, die Credits beschränken sich auf das absolute Minimum und das Niveau der Kommentare schwankt zwischen neutraler Kurzbeschreibung und bissigem Verriss. Auf ein Register der Schauspieler und Regisseure hat der Verlag ebenfalls verzichtet, was das Lexikon nicht gerade benutzerfreundlich macht. Ein paar Filme weniger und dafür etwas mehr Substanz, hätte dem Buch sicher nicht geschadet. --Stephan Fingerle… (meer)