Sophie Passmann

"Alte weiße Männer" der Begriff regt mich seit langem auf, weil ich keine Kampfbegriffe mag, und dieser Ausdruck hier scheint mir einer zu sein. So ähnlich wie "Social Justice Warrior" (SJW), der aus dem libertären Milieu kommt und Leute bezeichnen soll, die sich auf (vermeintlich) unangemessene Weise für die Rechte (vermeintlich) diskriminierter Menschengruppen einsetzen.

In Teilen des Feminismus ist der Begriff aber gesetzt, wobei meist wenigstens versucht wird, ihm einen empirischen Gehalt zu geben. Und genau das ist ein Problem: Wann ist ein Mann ein AWM? Der Frage möchte sich Sophie Plassmann stellen, indem sie mit prominenten, erfolgreichen Männern spricht. Nicht alle alt, aber (wohl) alle weiß, also potentiell künftige AWMer.

Es gibt ein paar feministische Prämissen, die ich fragwürdig, zum Teil sehr kritikwürdig finde, die Sophie Plassmann aber vertritt:

1. Das Patriarchat herrscht stets und immer.

2. Alle Männer sind sexistisch (Finde ich besonders nutzlos, unpräzise und deshalb unwahr)

3. (Implizit) Frauen werden nur von Männern diskriminiert.

Trotzdem sind die Gespräche interessant geführt, offen und selbstkritisch reflektiert. Die Reihe der Gesprächspartner ist interessant. Es finden sich aus meiner Sicht sehr intelligente Statements von Leuten, von denen ich so viel Differenzierungsvermögen nicht zugetraut hätte (z.B. Marcel Reif, Ulf Poschardt), und einige überraschende Platitüden von Männern, die ich medial anders erlebt habe (z.B. Jörg Thadeusz).

Auch wenn das Fazit am Ende leider nicht jene "lessons learned" aufgreift, die zumindest ich aus dem Buch gezogen habe: Einige sehr interessante Einsichten über Männer und Feminismus, ein klein wenig mehr Ahnung, was wohl der AWM sein könnte, und ein wenig mehr Vorstellung davon, wie Feminismus so tickt habe ich schon gewonnen.… (meer)