Christoph Peters (1) (1966–)

Als in den 1970er/80er Jahren der schnelle Brüter in Kalkar gebaut wurde, sorgte das für große Zerrissenheit in den umliegenden Orten. Technikgläubige CDU-Wähler waren zunächst in der Überzahl, allerdings formierte sich Widerstand, der die In-Betrieb-Name am Ende verhinderte.
In dieser Atmosphäre spielt der Roman von Christoph Peters. Kind, Jugendlicher, Erwachsener – aus der Sicht von drei Lebensaltern schildert er seine Beziehung zu diesem Land, zu den Leuten, vor allem zu den Eltern.
Es gelingt ganz meisterhaft, die Atmosphäre einzufangen, als Kind ist es beispielsweise die subtile Angst vor der Bader-Meinhof-Bande, die Zustimmung zur Kirche und den Werten der Eltern, die Begeisterung für die Natur. Als Jugendlicher beginnt er, die überlieferten Werte in Frage zustellen und findet im Protestcamp etwas anderes, einen anderen Lebensstil, andere Werte und auch eine Liebe. Als Erwachsener lebt er in Berlin und besucht die alten Eltern, ohne Groll, sondern mit Liebe und Zuneigung und doch wissend, dass er sie nicht genügend unterstützt.
Ich konnte viele Parallelen zu meinem eigenen Leben (im Umfeld der WAA Wackersdorf) finden, vor allem diesen Wunsch, die konservativen Werte der Eltern in Frage zu stellen, diese überhaupt anfragen zu dürfen. Und das Unverständnis, die Angst auf Seite der Eltern – dass sich die Welt erneut verändert und nicht mehr verstanden werden kann.
Das Buch ist also ein wirklich sehr stimmiges Zeitdokument einer Kindheit und Jugend in den 70er/80er Jahren in der BRD, ohne allerdings Lösungen anzubieten oder eine Bilanz zu ziehen.… (meer)

Ach, über deutsche Bücher kann man auch auf Deutsch schreiben:
Ich wollte diese Buch wirklich lieben: Ich liebe die japanische Kultur, ich lebe in Berlin, ich mag Bücher, perfekte Voraussetzungen um sich zu verlieben, aber es ging irgendwie nicht.
Vlt. nehme ich unterbewusst einem Deutschen als Autor nicht ab, die japanische Kultur in aller Tiefe zu durchdringen und befinde quasi ebenso unterbewusst im interkulturellen Uncanny Valley.
Versteht mich nicht falsch, das Buch ist gut geschrieben und auch spannend, aber ich persönlich konnte das Authentische leider nicht fühlen.… (meer)

Im Collegium Gregorianum Kahlenbeck am Niederrhein wächst
der knapp 15-jährige Carl Pacher Anfang der 80er-Jahre
heran. Eine Welt, die der Internatszögling Peters aus
eigener Erfahrung kennt: eine asketische, karge Umgebung,
voller Gebote und Verbote, in der Carl Pacher die erste
aufkeimende Erotik erlebt und für ein Küchenmädchen
schwärmt, zugleich unter den demütigenden Schikanen der
Mitschüler leidet. Nicht zuletzt geht es aber um die Suche,
das Ringen des schwärmerisch-naiven Jungen um den rechten
Glauben. (www.ndr.de) Der Kontrast von Poppern und Gammlern
einerseits und den verstaubten Regeln der Nonnen und
Priester, kann kaum größer sein. Ein Adoleszenzroman erster
Güte, spannend und emotional erhält der Leser nicht nur
Einblicke in die prüde Internatserziehung, auch die 80er
Jahre erwachen erneut. Für mich bisher der überzeugendste
Titel auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2012.… (meer)