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Die Bänder wurden vor 30 Jahren - vorschriftswidrig - nicht gelöscht, sondern lagerten bis vor Kurzem im Keller des Oberlandesgerichts Stuttgart.
"Ein historischer Fund von hoher aktueller politischer Bedeutung" (FAZ). - Erstmalig: Die Originalstimmen der RAF
30 Jahre lagen sie im Keller des Oberlandesgerichts Stuttgart und galten als vernichtet. Jetzt gibt es diese Auswahl aus 21 wieder aufgefundenen Tonbändern Einblick in den Stammheimer Gerichtsprozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Sondergesetze, Misstrauensanträge der Verteidigung, Versuche der Angeklagten, ein Tribunal gegen Vietnamkrieg und Isolationsfolter zu schaffen - die Aufzeichnungen legen Zeugnis ab von hochaggressiven Wortwechseln und politischen Deklamationen. Ein Tondokument von politischer Wucht.
Einer Festung gleicht die Strafanstalt Stuttgart-Stammheim am 25.5.1975, wo am Vortag in einem eigens für diesen Zweck erbauten Gerichtsgebäude der Prozess gegen Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe begann. Tag und Nacht bewachen Bundesgrenzschutzbeamte das riesige Gelände, das in der Nacht überdies von Scheinwerfern angestrahlt wird.
Stuttgart-Stammheim, Mai 1975. Das sicherste Gefängnis der Bundesrepublik. Der sicherste Gerichtssaal der Bundesrepublik, Stahlbeton, fensterlos. Eigens gebaut für den Prozess gegen fünf "Top-Terroristen" - die Köpfe der Roten-Armee-Fraktion: Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Holger Meins, Jan-Carl Raspe. Die Anklage: mehrfacher Mord, schwere Sachbeschädigung, Sprengstoffanschläge u.a. auf ein amerikanisches Offizierskasino in Frankfurt und das Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg mit vier Toten und vielen Verletzten. Die Angeklagten begründen ihre Taten unter anderem damit, der Staat Bundesrepublik Deutschland mache sich, etwa durch seine Unterstützung amerikanischer Hegemonialpolitik in Vietnam, selbst zum Mörder. Ein Strafprozess. Ein politischer Prozess. Ein Prozess der Hungerstreiks und der Lauschangriffe, des Schmuggelns von Kassibern aus den Zellen und von Waffen in die Zellen. Ein Prozess der langen Statements, des Durcheinanderredens, des Schreiens, der Tumulte. Aber auch ein Prozess, in dem sich alle Beteiligten damit einverstanden erklären, ein Tonband mitlaufen zu lassen.
Die bundesrepublikanische Öffentlichkeit spaltet sich an diesem Prozess. Während die einen für die Baader-Meinhof-"Bande" die Todesstrafe einführen wollen, sehen andere in diesem Prozess eine Farce und sprechen von Gewaltjustiz. Bereits kurz vor Prozessbeginn nimmt die Rasterfahndung des Bundeskriminalamts erste Konturen an, viele Unschuldige werden als "Sympathisanten" verdächtigt, der Bundestag verabschiedet oder modifiziert Gesetze, die die Rechte der Verteidiger einschränken und die Verhandlung auch in Abwesenheit der Angeklagten ermöglichen, sofern diese sich z.B. durch Hungerstreiks selbst verhandlungsunfähig gemacht haben. Der Prozess wird von Anschlägen und Entführungen der zweiten RAF-Generation begleitet sowie von Demonstrationen gegen den "Staatsterror" und die atomare Aufrüstung. Am 21. Mai 1975 beginnt die mündliche Verhandlung gegen Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin in der eigens dafür gebauten, zwölf Millionen DM teuren, von einem Stahlnetz überspannten Gerichts-"Festung". Die Akten umfassen 50.000 Seiten, die Anklageschrift 354 Seiten, 1.000 Zeugen sind geladen, 1.000 Gutachten werden eingeholt, 40.000 Beweisstücke liegen bereit. Der Angeklagte Holger Meins ist bereits ein halbes Jahr vor Prozessbeginn an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben, Ulrike Meinhof schon in einem früheren Verfahren zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Im Stammheim-Prozess verteidigt sie unter anderem der Rechtsprofessor Axel Azzola. Ulrike Meinhof wird vor Ende des Prozesses in ihrer Zelle tot aufgefunden. Vermutlich Selbstmord. Drei bleiben übrig: Raspe, Ensslin, Baader, verteidigt von Pflicht- und Wunschverteidigern wie Hans-Heinz Heldmann, Rupert von Plottnitz und dem späteren Bundesinnenminister Otto Schily. Auf der Klägerseite sitzen u.a. die Staatsanwälte Heinrich Wunder und Peter Zeis. Der vom Oberlandesgericht Stuttgart eingesetzte Vorsitzende Richter ist Theodor Prinzing. Erst der 85. Befangenheitsantrag durch Rechtsanwalt Schily bringt ihn zu Fall. Prinzing hatte Informationen aus dem Prozess an einen befreundeten Bundesrichter weitergegeben. Ihm folgt sein ehemaliger Beisitzer nach, Eberhard Foth. Als die Verteidigung am 131. Prozesstag den Zeugen Klaus Jünschke vorlädt, kommt es zu einem letzten Tumult im Gerichtssaal. Das bereits im "kleinen Baader-Meinhof-Prozess" verurteilte RAF-Mitglied Jünschke stürzt auf den Vorsitzenden Richter und stößt ihn mit den Worten "Für Ulrike, du Schwein !" vom Stuhl. Das Urteil verliest Foth Ende April 1977 am 192. Verhandlungstag vor leerer Anklagebank. Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe erhalten lebenslänglich, u.a. wegen vierfachen Mordes und mehrerer versuchter Morde. Im Herbst 1977 entführen RAF-Mitglieder den deutschen Arbeitgeberpräsidenten und eine Lufthansa-Passagiermaschine, um die Gefangenen freizupressen. In der Nacht, in der die Flugzeuggeiseln befreit werden, sterben Andreas Baader und Gudrun Ensslin in ihren Zellen, Jan-Carl Raspe am selben Tag im Krankenhaus. Unter Historikern herrscht heute Konsens, dass es sich dabei um kollektiven Selbstmord handelte. Insbesondere von linken Kreisen wurde dies lange angezweifelt. Die Aufnahmen, die diesem Hörbuch zugrunde liegen, enthalten die Stimmen fast aller zentral am Prozess beteiligten Personen. Insbesondere sind hier erstmals Andreas Baader ("Verdammt ! Man muss das einfach mal sagen, dass im Gerichtssaal ein Mädchen, das eine starke politische Identität hatte, nicht mehr die Willensentscheidung aufbringen konnte, den Saal zu verlassen, obwohl sie das wollte und unter den Tisch gekrochen ist wie ein Hund!") und Jan-Carl Raspe ("Was hier im absurden Versuch, revolutionäre Politik zu verurteilen nur rauskommen kann, ist ein System von Lügen, falschen Aussagen, manipulierten Zeugen, Beweisfälschung und Unterdrückung, Aktenmanipulation, von der Polizei geschmierten Zeugen.") zu hören. Gudrun Ensslin führt im Gerichtssaal den Kampf weiter "Wir sind auch verantwortlich für die Angriffe auf das CIA-Hauptquartier und das Hauptquartier des 3. US-Corps in Frankfurt/Main und auf das US-Hauptquartier in Heidelberg." Ulrike Meinhof erklärt, mehrfach vom Vorsitzenden unterbrochen, die Haftsituation zur Folter ("Entweder sie bringen einen Gefangenen zum Schweigen, das heißt , man stirbt daran; oder Sie bringen einen zum Reden - und das ist Folter, exakt Folter, durch Isolation definiert an diesem Zweck, Geständnisse zu erpressen.") Die Tonqualität der Aufnahmen ist hervorragend, denn der Prozessraum war mit Mikrofonen ausgestattet, über die der Vorsitzende Richter die Hoheit hatte. ( Theodor Prinzing: "Jetzt entziehe ich Ihnen das Wort. Sie haben fortgesetzt in ihren Ausführungen hier das Gericht und weitere Instanzen des Staates beleidigt ; dazu haben Sie kein Recht.") Akustisch unverständliche Stellen, insbesondere beim turbulenten Durcheinanderschrei-en, lassen sich in den Prozessprotokollen nachlesen; in dem Hörbuch geben Sprechen diese Aktenzitate wieder. Die Bänder dienten der Anfertigung präziser Prozessprotokolle und wurden nach dem Abschreiben jeweils zurück in den Gerichtssaal gebracht und immer wieder neu überspielt. Spätestens nach Ende des Prozesses hätten die verbleibenden Bänder gelöscht werden müssen. Sie lagerten aber fast 30 Jahre lang in einer Kiste im Keller des Oberlandesgerichts Stuttgart, wo sie die Archivarin Elke Koch (Staatsarchiv Ludwigsburg) im Rahmen eines Routinebesuchs fand. Auch danach noch drohte die Löschung. Mitarbeitern von SPIEGEL TV, die an einer Fernsehdokumentation über die RAF arbeiteten, ist es zu verdanken, dass dies nicht geschah. Es handelt sich um 21 Spulen mit insgesamt dreizehn Stunden Originaltönen, über den Prozesszeitraum verstreut, mit Schwerpunkt auf den Anfängen des Prozesses. Trotz ihres fragmentarischen Charakters zeichnen die Stammheim-Bänder ein erstaunlich umfassendes, hochspannendes Stimmungsbild des umstrittensten Prozesses der Bundesrepublik. Für diese Veröffentlichung mussten das Staatsarchiv Ludwigsburg und der WDR mehrere rechtliche Hürden nehmen. Insbesondere waren Einverständniserklärungen aller noch lebenden Personen, die auf den ausgewählten Aufnahmen auftauchen, erforderlich. (Maximilian Schönherr). - Maximilian Schönherr, Jahrgang 1954, freier Journalist, vorwiegend für den Hörfunk der ARD und den Deutschlandfunk. Kurt-Magnus-Preisträger. 3-D-Computeranimator, Buchautor, Musiker, Moderator. Schönherr arbeitet eng mit dem Deutschen Rundfunkarchiv und dem Tonarchiv des SWR zusammen und stieß auf die Stammheim-Tonbänder bei seinen Recherchen für ein ARD-Special über den "Deutschen Herbst". Er lebt in Köln. (maxschoenherr.de)
Bernd Andreas Baader, geboren am 6. Mai 1943 in München. Nach Schulabbruch 1963 Umzug nach Berlin. Kontakt zu den Studenten der 68er Protestbewegung. 1968 erste Brandanschläge (mit Gudrun Ensslin), Festnahme, Befreiung (durch Ulrike Meinhof), Untertauchen, Ausbildung zum "anti-imperialistischen Guerilla-Kampf" in Jordanien. Mitbegründer der Roten Armee Fraktion, von der Boulevardpresse "Baader-Meinhof-Bande" genannt. Erneute Verhaftung 1972. Ab 1975 Angeklagter im Stammheim-Prozess. Gestorben am 18. Oktober 1977 in der JVA Stuttgart-Stammheim.
Gudrun Ensslin, geboren am 15. August 1940 in Bartholomä, Baden-Württemberg. Aufgewachsen in Tuttlingen. Ab 1960 Studium der Gemanistik, Anglistik und Pädagogik in Tübingen. 1964 Staatsexamen für die Volksschule, danach Fortsetzung des Studiums an der FU Berlin. 1967 Kontakt mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS. 1968 erste Brandanschläge (mit Andreas Baader). Festnahme, Verurteilung zu drei Jahren Haft. 1969 vorübergehende Entlassung, Untertauchen. Mitbegründerin der RAF. Ausbildung zum "bewaffneten Guerilla-Kampf" in Jordanien (mit Baader, Meinhof, Mahler u.a.). Ab 1970 Banküberfälle und Bombenanschläge in der BRD. 1972 Verhaftung. Ab 1975 Stammheim-Prozess. Gestorben am 18. Oktober 1977 in der JVA Stuttgart-Stammheim.
Ulrike Marie Meinhof, geboren am 7.Oktober 1934 in Oldenburg. Ab 1955 Studium der Philosophie, Pädagogik, Soziologie und Germanistik in Marburg und Münster. 1958 Eintritt in den SDS. 1960 - 1964 Chefredakteurin der Zeitschrift "konkret". 1969 Ende der journalistischen Tätigkeit für "konkret" wegen politischer Differenzen. Sendungen für Rundfunk und Fernsehen. 1969 Lehrauftrag am Institut für Publizistik der FU Berlin. 1970 gewaltsame Befreiung von Andreas Baader. Mitbegründerin und theoretischer Kopf der RAF. Flucht in ein palästinensisches Guerilla-Lager. Anschließend in der BRD mehrere Banküberfälle und Sprengstoffanschläge, u.a. auf die Zentrale des Springer-Verlags in Hamburg. 1972 Festnahme, Isolationshaft in der JVA Köln-Ossendorf. Mehrere Hungerstreiks. 1974 Verurteilung zu acht Jahren Haft wegen versuchten Mordes bei der Befreiung von Andreas Baader. Verlegung nach Stuttgart-Stammheim. Ab 1975 Stammheim-Prozess. Gestorben am 8. Mai 1976 in der JVA Stuttgart-Stammheim.
Jan-Carl Raspe, geboren am 24. Juli 1944 in Seefeld, Österreich. Aufgewachsen in Berlin. Studium der Chemie, später Soziologie, Abschluss mit Diplom an der FU Berlin. 1970 Beitritt zur RAF, untertauchen. Technischer Experte der Gruppe, technische Vorbereitung und Beteiligung an Sprengstoffanschlägen und Banküberfällen. 1972 Festnahme zusammen mit Andreas Baader und Holger Meins. Ab 1975 Stammheim-Prozess. Gestorben am 18. Oktober 1977 nach der "Todesnacht von Stammheim" in einem Krankenhaus in Stuttgart.
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Aficionado | 1 andere bespreking | Sep 22, 2018 |
Für jeden Menschen meiner Generation waren die Fahndungsplakate und die subtile Angst vor den Terroristen der RAF Realität. Die Tonbänder des Stammheimer Prozesses bringen diese Situation vor Augen: Dort die Protagonisten der RAF - die ihre politischen Überzeugungen artikulieren, den Staat und seine Vertreter angreifen und im Grunde in einer ausweglosen Situation sind. Zudem sind sie jahrelang in Haft gewesen, einige auch lange Zeit in Isolationshaft. Man hat hier eine merkwürdige Mischung aus Demagogie, Phrasen und Ernst, den man v.a. bei Meinhof merkt. Und auf der anderen Seite die Richter und Staatsanwälte, die diesen sicherlich sehr belastenden Prozess ("Mit ihnen reden wir nicht, auf sie schießen wir") führen müssen. Dass dann doch viele der Vorwürfe gerechtfertigt sind (Abhören der Gespräche zwischen Rechtsanwälten und Angeklagten) wird auf dem Band nicht thematisert. Das ist ein wichtiges, aber auch seltsames, nahezu unangenehmes Hörerlebnis, das als Zeitdokument v.a. dadurch interessant ist, weil man weiß, wie es weiter ging.
Und natürlich sind auch die Anwälte der Angeklagten interessant, allen voran Otto Schily, der sich hier schreiend gebärdet und später Innenminister wurde - das ist schon irgendwie mehr als seltsam.
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Wassilissa | 1 andere bespreking | May 25, 2017 |

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