Ich habe das Hörbuch zu Weihnachten bekommen und mich sehr gefreut. Umso enttäuschter war ich beim Hören.
Natürlich ist Twain genial. Dennoch ist das Buch ziemlich zusammengeschustert und nur an manchen Stellen stringent. Anfangs tat ich mich schwer, reinzukommen, dann gefiel es mir sehr gut (etwa ab der Stelle, wo Twain über den Tod einer Frau spricht), die Biographie Susys ist rührend. Und dann bricht das Buch einfach ab und ich erfahre, dass es noch weitere Teile geben wird.
Es ist eher Tagebuch als Biographie, bringt daher viele Betrachtungen über Amerika und die Politik. Die sind sicher scharfzüngig und prägnant, aber nicht immer interessant. Harry Rowohlts Lesen gefiel mir im Lauf der CDs besser.
Die Idee, seine eigene Autobiographie 100 Jahre lang zu sperren, gibt mir eigentlich Rätsel auf. Wie hat sich Twain wohl die Welt 100 Jahre später vorgestellt? Er war wohl zumindest überzeugt davon, auch 100 Jahre später noch interessant zu sein. Und so ist es ja auch. ( )

Mark Twain: Meine geheime Autobiographie

Der große amerikanische Autor Mark Twain liebte schon zu Lebzeiten den Rummel um seine Person. Auch wenn ihn damals seine eigene Verlagsgründung in den finanziellen Ruin trieb, wusste er stets neue Vermarktungsstrategien. So verfügte er, dass seine „geheime Autobiographie“ erst hundert Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden durfte. In seinem letzten großen Werk sind zwar nun nicht gerade die angekündigten anstößigen oder schamlosen Bekenntnisse zu finden, es lässt jedoch einen unverstellten Blick auf einen sympathischen, ehrlichen und empfindsamen aber nicht ganz uneitlen, großartigen Schriftsteller zu. Hier finden sich wichtige Lebensstationen, tragische Schicksalsschläge und ernste politische Anliegen genauso wieder wie witzige Ansichten und Gedanken über Gott und die Welt. Diese üppigen und oft manchmal ausschweifenden Schilderungen machen den besonderen Reiz dieses Werkes aus, gerade weil sie unchronologisch und unvollständig sind. Ernest Hemingway bezeichnete Mark Twain völlig zu Recht als den Begründer der modernen amerikanischen Literatur. Denn auch mehr als hundert Jahre nach seinem Tod hat er nichts von seiner Brisanz und Modernität verloren.

Mark Twain ist ja bekanntlich das Pseudonym von Samuel Langhorne Clemens. Aber wussten Sie, dass Mark Twain auch ein Ausdruck aus der Seemannssprache ist und soviel wie „zwei Faden“ bedeutet, eine Einheit für die Wassertiefe?
Dieses von ihm gewählte Pseudonym ist wohl eine Erinnerung an seinen früheren Lebensabschnitt als Steuermann auf dem Mississippi. ( )