Georges Canguilhem (1904–1995)

« Toute connaissance a sa source dans la réflexion sur un échec de la vie. Cela ne signifie pas que la science soit une recette de procédés d'action, mais au contraire que l'essor de la science suppose un obstacle à l'action. »
« Jede Erkenntnis hat ihre Quelle in der Reflexion über ein Scheitern des Lebens. Das bedeutet nicht dass die Wissenschaft eine Rezeptur der Vorgehensweisen von Handlungen wäre, sondern im Gegenteil, dass der Aufschwung der Wissenschaften ein Hindernis zur Aktion voraussetzt.“
In diesem Sinn, als Canguilhem die Wissenschaften auf das ihnen inhärente Scheitern, auf die in ihnen auftretenden Fehler und Hindernisse bezieht, bleibt er einer gewissen Traditionslinie in der Wissenschaftsgeschichte verpflichtet, die ausgehend von Gaston Bachelard eine historische Epistemologie begründet hat. Bezogen auf das Problem des Pathologischen heißt das, dass man das Krankhafte nicht mehr nur als bloße Abweichung von einer Norm betrachten muß, sondern immer auch als eine Art der Etablierung einer völlig oder teilweise neuen organischen Ordnung und Norm. Vor allem im Bereich des Organischen läßt sich sagen, daß Krankheit und Heilung durch die veränderten Bedingungen, die der Organismus vorfindet, ein irreversibler Prozeß sind, durch welchen er sich immer wieder eine neue Norm gibt.… (meer)