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Lutz SeilerBesprekingen

Auteur van Kruso

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Seiler's wonderful autobiographical novel Kruso was a very hard act to follow, and this not-quite-sequel struggles a bit to generate the same sort of excitement. Anarchist squatters in former East Berlin just after the fall of the Wall are interesting, of course, but there isn't quite the same sort of magic in the air as there was on Hiddensee in the summer of 1989. Most of the interest in this book comes not from the life of the central character, the waiter, poet and mason, Carl (who at one point bumps into Edgar, viewpoint character of Kruso, and notes their odd resemblance to each other...), or even from the levitating nanny-goat Dodo, but from Carl's odd status as the adult child of middle-aged parents who have suddenly left home and gone off to build a new life in the West. Seiler uses this to dig into less obvious corners of relations between East and West at the time of the Wende, and into the abrupt way people from the DDR were made to rethink their lives in the new situation.

There is a lot of good stuff about Berlin ca. 1990 and the anarchist bar "Die Assel" (The Woodlouse) on the Oranienburgerstraße, although on balance I would have loved to read more about Walter and Inge and their adventures in Hessen and less about Carl's obviously doomed love-life. But I loved the ending! Slightly disappointing next to Kruso, but in any other context a very good novel.½
 
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thorold | 3 andere besprekingen | Nov 10, 2023 |
Seiler paradoxically sets his reworking of the Robinson Crusoe story on the popular Baltic holiday island of Hiddensee, to the west of Rügen, crowded in the summer of 1989 with holidaymakers, seasonal hotel and restaurant workers, people hoping to leave the DDR illegally via the tantalisingly short sea-crossing to the Danish island of Møn, and heavily-armed border-guards.

Literature student Ed, his Friday-character, arrives on the island after the death of his girlfriend provokes a kind of nervous breakdown. He finds a job washing-up in the kitchen of the Klausner restaurant in the north of the island (a real place that is still in business; Seiler worked there himself in 1989). And he soon forms a kind of spiritual bond with his colleague Alexander Krusowitsch — "Kruso" — the acknowledged leader of the seasonal workers on the island and organiser of their clandestine assistance to the "shipwrecked mariners", the growing body of people who have come to the island because they have in one way or another been swept overboard from the sinking East German state.

The result is a fascinating and quite unique kind of book, part darkly-realistic behind-the-scenes accounts of restaurant work, part dream-laden allegorical account of liberation and redemption against the background of the collapsing state, part tribute to the many brave people who died or ended up in prison as a result of attempting to leave the DDR. The Robinson Crusoe parallel works much better than you might expect. And I was left with an urge to go and see Hiddensee for myself...
 
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thorold | 9 andere besprekingen | Nov 23, 2022 |
„Obwohl sein Leben hinter dem Bombenwäldchen in der Rykestraße 27 vielleicht schäbig und ärmlich aussah (das Matratzenfloß auf den kalten Dielen, ein toter Schwarzweißfernseher als Anlegestelle), hatte er das Wort Armut bisher nie gedacht. Und wenn schon: ein armer Dichter zu sein, schien nicht verkehrt, wenn man ein Dichter war.“ (Zitat Seite 174)

Inhalt
Seine Eltern bitten Carl Bischoff, Student, sechsundzwanzig Jahre alt, nach Hause zu kommen, da sie mit ihm etwas besprechen wollen. Nach Hause, das ist Gera, gerade ist die Mauer gefallen und seine Eltern Walter und Inge, fünfzig und neunundvierzig Jahre alt, teilen ihm mit, dass sie weggehen. Er möge bitte auf die elterliche Wohnung aufpassen. Doch Carl kommt mit der Situation allein nicht zurecht und fährt nach Berlin. „Wie seine Eltern hatte er keine Adresse vor Augen gehabt, er war abgefahren ohne Ziel, nur mit irgendeiner Phantasie im Kopf, bei der man nicht wohnen konnte.“ (Zitat Seite 55). Er schließt sich einer Gruppe von Hausbesetzern an und bezieht selbst eine Wohnung in einem Abbruchhaus. Eine Werkbank, die jemand zurückgelassen hat, wird sein Schreibtisch. Dort verbringt er seine Zeit, schreibt an seinen Gedichten, hofft auf den Durchbruch, träumt davon, sein erstes eigenes Buch in Händen zu halten. Gleichzeitig hilft er mit, das Kellerlokal Assel als Treffpunkt, Kaffeekneipe auszubauen, als Asyl für die unterschiedlichsten Menschen, Außenseiter der Gesellschaft. Die Briefe seiner Mutter berichten ihm von der Reise seiner Eltern auf dem Weg zur Erfüllung eines jahrzehntealten Traumes.

Thema und Genre
In diesem Roman geht es um die Nachwendezeit in Deutschland, um viele Facetten von Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe, um Hoffnungen, Chancen und Träume, aber auch um die mit den raschen Veränderungen verbundene Unsicherheit und Ängste.

Charaktere
Carl hat in diesen Jahren direkt nach dem Wendejahr 1989 sein eigenes Leben noch nicht entdeckt, zutiefst unsicher, zweifelt er an seinem Erfolg als Schriftsteller und die Angst vor Absagen blockiert ihn. Obwohl Carl mit Mitte Zwanzig zu diesem Zeitpunkt längst ein eigenes Leben führt, fühlt er sich als Kind, von seinen Eltern im Stich gelassen. Inge, seine Mutter ist dagegen flexibel, passt sich jeder Situation aktiv an, sie entscheidet operativ (eines ihrer Lieblingsworte), will endlich ihren und Walters Traum verwirklichen. Wir lernen in dieser Geschichte viele unterschiedliche Charaktere kennen und neugierig folgen wir ihnen, gespannt, wohin sie der Weg führen wird. Kurz treffen wir auch Ed und Kruso in Berlin wieder.

Handlung und Schreibstil
Es sind zwei Geschichten, die uns der Autor hier erzählt. Die erste, in deren Mittelpunkt Carl, ein angehender, junger Schriftsteller steht, spielt im gerade wieder vereinten Berlin, wo nicht nur die Menschen selbst, sondern auch die Stadt auf der Suche nach einem Weg aus dem Chaos in die Zukunft zu sein scheint. Die zweite Handlung erzählt von den Problemen und der schwierigen Situation jener Menschen, die Ostdeutschland sofort verlassen und im Westen auf einen Neubeginn hoffen.
Stern 111, der Titel, ist die Marke eines Kofferradios, das damals die erste Anschaffung der jungen Familie Bischoff gewesen ist und die Familie all die Jahre begleitet hat, ein Symbol ihrer Zusammengehörigkeit. Damals waren es die gemeinsam gehörte Musik und Meldungen, nun ersetzt durch die Berichte in den Briefen seiner Mutter. Die Ereignisse in der Gegenwart werden ergänzt durch Erinnerungen. Es sind einzelne Situationen oder Worte, die Carl zurück in seine Kindheit führen, nach Gera und in die Geborgenheit der Familie, die plötzlich im Jahr 1989 zu Ende ist. Als er in Berlin seine Liebe Effi wiedersieht und von einer gemeinsamen Zukunft träumt, ist es daher für Carl nicht einfach für sich selbst zu definieren, wie „zusammen sein“ funktioniert.
Faszinierend ist auch in diesem Roman die eindrückliche, aber gleichzeitig unglaublich leichte, lebhafte Erzählsprache des Autors.

Fazit
Der Autor ist ein großartiger Erzähler, der seinen Figuren auf ihrem Weg viel Freiraum lässt, man hat den Eindruck, er folgt ihnen nicht nur mit Empathie, sondern er ist selbst neugierig, wie und ob sie ihre Konflikte und Probleme lösen können, den eigenen Lebensweg entdecken. Ein ungewöhnlicher, packender Nachwende-Roman, den man mit Begeisterung liest.
 
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Circlestonesbooks | 3 andere besprekingen | Jun 2, 2022 |
Una serie de contes curts que tenen un perfil autobiogràfic. Escrits amb un vocabulari molt ric.
 
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Martapagessala | Nov 1, 2021 |
„ein leben, das heißt einhunderttausend träume (circa) & zwanzig / millionen wimpernschläge.“ (aus „drüben stehen die robinien“, Seite 36)

Inhalt
Zu Beginn dieses Gedichtbandes stellt der Autor fest: „daumen & zeigefinger / kommen zusammen, die / schreibhand entsteht. zehntausend jahre / vor dem aufrechten gang.“ (aus „morgenrot & knochenaufgänge“, Seite 7). Es folgen dreiundsechzig Gedichte in sieben übergeordneten Kapiteln.

Themen und Sprache
Der Autor führt uns in seinen Gedichten zurück in die Kindheit, in vergangene Tage und die damit verbundenen Erinnerungen und Gefühle, die in Verlust und Abschied münden und sich mit der Gegenwart verbinden. Oft geht es auch um die Natur, als Begleitung und Ergänzung der Szene zu einem einprägsamen Bild. Doch gerade, wenn man sich lesend zwischen den Kiefern der Wälder und an der Küste des Meeres gedanklich niederlassen will, durchbricht er die gerade entstehende Wohlfühlzone und rüttelt aus auf, mit Umbrüchen, völlig neuen Bildern, lässt uns an seiner Suche und Gedanken teilhaben, gibt aber immer auch Raum für unsere eigenen Überlegungen, für das Nachdenken und Innehalten.
Ich habe Lutz Seiler durch seinen Roman „Kruso“ entdeckt, wo er mich auch sprachlich sofort beeindruckt und begeistert hat. Da gibt es eine Stelle, wo ein Satz über dreizehn Buchzeilen reicht und dieser ist weder geschachtelt, noch wirkt er konstruiert, erzählend verliert er in keinem einzigen Wort die Aussage oder den Sinn. Diese Sprache begeistert auch in den vorliegenden Gedichten, prägnant verdichtet, präzise und einprägsam in der Sprachmelodie, manchmal hart und trotzdem immer leise und poetisch zeichnet sie auch in der lyrischen Kürze Bilder und ganze Geschichten in unsere Gedanken.

Fazit
Im inneren Klappentext schreibt Lutz Seiler über Gedichte: „Jedes gute Gedicht kann der gestische Kern eines Romans sein und die Verbindung herstellen zum Ursprung des Genres: zum Epos und seinem Gesang.“ Besser kann man die hier vorliegenden Gedichte gar nicht beschreiben. Es lohnt sich, beim Gedanken an Lyrik nicht innerlich die Nase zu rümpfen oder den Kopf zu schütteln, man sollte neugierig bleiben, sich die Zeit nehmen und sich auf dieses besondere Leseerlebnis einlassen.
 
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Circlestonesbooks | Aug 30, 2021 |
This debut novel by the German lyricist Lutz Seiler was awarded the prestigious Deutsche Buchpreis in 2014. Its protagonist, Edgar Bendler, like the author, is from Gera in Thuringia, in what was then the German Democratic Republic (DDR). Like the author, he takes time off from his university studies to go to Hiddensee, a small island, rich in lore from ancient sagas, located in the far northwest of the country, so far that the Danish island of Møn can be seen (tauntingly) in clear weather. Edgar’s journey has the nature of a flight, an inner emigration. When he arrives, he finds work as seasonal help in the Klausner, an inn (it exists in real life, the author worked there in the fateful summer of 1989) located on the site of an old monastery. There he falls under the influence of the title character, a strong, mystically-inclined child of a Russian general whose lifework is to save the lost, shipwrecked and stranded. Edgar fancies himself Friday to this Robinson Crusoe.
If I had rated this book halfway through, I would have given it three stars (a good book); my admiration grew though as I continued to the end. In the first half, there is little in the way of plot, and even what little there is is often hard to follow because of the author’s elliptical style. Perhaps the key to this poetic prose is Ed’s thought while listening to Kruso: “ Im Kern war alles Haltung, nicht mehr und nicht weniger, eine komplizierte Form der Existenz, zugleich die einzig mögliche” (loc 2896 in the Kindle edition). In retrospect, this half is like a languid, dreamy summer idyll, yet in it important themes such as freedom, loss, commitment and truth are introduced. About 60 percent of the way into the book, a crucial turning point occurs. At the time, it feels like a climax, one wonders if it doesn’t come too early. It does not, as the repercussions of this event are dramatically played out in the rest of the book, as the dissolution of the crew of the insular inn mirrors the breakdown of the DDR.
The book is told in the third person, but consistently from Ed’s point of view, though it is (purposely, I feel) often hard to tell if what is reported are occurrences, dreams, or hallucinations. This switches to the first person in an elegiac epilogue, as the tale is brought to the present.
This coming-of-age, buddy story is rich in literary allusions, not only to Daniel Defoe, but many others, especially Georg Trakl and, toward the end, Novalis, as well as many Biblical references. Is Kruso a Christ-figure? I’m not sure; at very least he is a holy fool. And Edgar sees himself as Job, cast overboard, yet spewed up onto the shore of a strange land with a tale to tell.
I would recommend this to anyone with the patience to stay with a tale that takes a while to unfold, a good grasp of the German language (even then, keep a dictionary close to hand - the book is full of seldom-used yet very concrete words, the kind that poets love and use to great effect), and a desire to gain a unique view of life in the DDR. A very good read.
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HenrySt123 | 9 andere besprekingen | Jul 19, 2021 |
Familie Bischoff wohnt in Gera, und im Herbst 1989 beschließen die Eltern, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und gehen in den Westen. Ihr Sohn Carl, der schon länger nicht mehr bei Ihnen wohnte, soll die Stellung in Gera halten, sich um Auto und Wohnung kümmern. Und auch wenn der Kontakt zwischen Eltern und Sohn fast abgebrochen war, fühlt Carl sich nun verlassen - und fährt mit dem Auto seiner Eltern nach Berlin. Dort findet er Aufnahme in der Hausbesetzerszene, versucht, seinen Traum, anerkannter Lyriker zu werden, zu verfolgen, jobbt als Kellner in der Hausbesetzerkneipe Assel und trifft auch alte Bekannte, tritt aber irgendwie auch auf der Stelle. Und das machte die ersten zwei Drittel des Romans für mich sehr langatmig.

Interessanter waren da die eingestreuten Briefe der Mutter, die Carl von ihren Erlebnissen im Westen berichtete - erst (geplant) auf gut Glück von ihrem Mann getrennt, dann der gemeinsame weitere Weg. Doch auch in diesen Briefen wird das Ziel, das die Eltern verfolgen, erst sehr spät klar.

Das letzte Drittel des Romans, in dem es nun endlich um das Ziel der Eltern geht, kann man auch wieder von Handlung sprechen - und Carl wird irgendwie erwachsen, auch wenn er es den Eltern (zunächst?) übelnimmt, in deren Pläne nicht eingeweiht worden zu sein (für mich aber vor dem Hintergrund DDR verständlich).

Mein Fazit ist gemischt: Auch wenn ich gerne und viel lese - bei Buchpreisträgerbüchern springt der Funke bei mir eher nicht über. So auch hier, obwohl mir der Schreibstil gefiel. Die ersten beiden Abschnitten zogen sich aber nach meinem Empfinden wie Kaugummi, zumindest im dritten Abschnitt war dann eine gewissen Progression der Erzählung festzustellen.

Ja, der Roman hat einiges an Erinnerungen geweckt, eher schade fand ich, dass manche Szenen dann doch eher Tagträumen entsprachen.

Ein Roman, der Durchhaltevermögen braucht.

[im Rahmen einer Leserunde gelesen]
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ahzim | 3 andere besprekingen | Jul 19, 2020 |
Unmittelbar nach dem „Mauerfall“ verlässt das Ehepaar Bischoff die zusammengebrochene DDR und lässt alles zurück: Haus, Auto, den gesamten Besitz - und den erwachsenen Sohn Carl. Der erfährt erst am Vorabend der Abreise von den Plänen der Eltern und soll sich nun um alles kümmern. Carl ist mit dieser Aufgabe überfordert und „flüchtet“ nach Berlin Mitte, wo er eher zufällig in die Hausbesetzer-Szene gerät. Hier führt er ein unstetes Leben zwischen der „Aguerilla“, einer unglücklichen Beziehung mit seiner Jugendliebe Effi und der ersten illegalen Berliner Kellerkneipe „Assel“, die er mit aufbaut und betreut. Dabei ist er immer auf der Suche nach einer genialen Formulierung für sein nächstes Gedicht, um seinem Lebenstraum, als Dichter anerkannt zu werden, näher zu kommen. Während dessen verfolgen seine Eltern „im Westen“ über die Stationen Notaufnahmelager, Durchgangsheim, über verschiedene Anstellungen und Ausbeutungen ihren eigenen Lebenstraum, von dem sie dem Sohn nie berichtet haben und den er – und die Leser*innen – erst ganz am Ende erfahren.
So zeichnet der Autor ein Panoptikum sowohl des anarchischen Berlins der Nachwendezeit (die mir an einigen Stellen etwas zu ausschweiend und verwirrend geschildert ist) als auch der Nachwendesituation für Ostdeutsche in Westdeutschland. Dabei folgt er Carl als Protagonisten; die Erlebnisse der Eltern werden nur indirekt über die Briefe der Mutter dargestellt (hier hätte ich mir einen ausführlicheren Blick insbesondere auf die Sicht des Vaters gewünscht).
Trotz dieser kleinen Einschränkungen eine spannende Geschichte über die Nachwendezeit; sehr berührend sind dabei für mich die Darstellung der unglücklichen Beziehung zu Effi und des Ringens um das perfekte Gedicht.
 
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Leandra53 | 3 andere besprekingen | Jun 3, 2020 |
Als seine Freundin verunglückt und er in ein tiefes Loch zu stürzen droht, beschließt Edgar Bendler, nach Hiddensee zu fliehen – auf jene legendenumwobene Insel, die schon vielen Gestrandeten als Zuflucht diente. Er wird Abwäscher im Klausner, einer Kneipe hoch über dem Meer, und lernt Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter und die Gesetze ihrer Nächte. Nach und nach erschließen sich ihm die Geheimnisse der Insel und des Klausners. Als Ed schon glaubt, wieder einen Platz im Leben gefunden zu haben, erschüttert der Herbst 89 das fragile Gefüge der Inselbewohner. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.

Inselabenteuer und Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft – Lutz Seilers preisgekrönter Roman schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei.
 
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hbwiesbaden | 9 andere besprekingen | May 19, 2019 |
Ist man schon frei, wenn man sich frei fühlt?
Ein sprachgewaltiges Buch über den „Sehnsuchtsort der Freiheit“, die Insel Hiddensee im Jahr 1989 und über die Freundschaft zwischen dem Germanistikstudenten Edgar Bendler und Alexander Krusowitsch, genannt Kruso. Vom Aufbau her geht dieser anspruchsvolle Roman was den Protagonisten Edgar betrifft, teilweise in Richtung Entwicklungsroman.
Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, denn die realistisch-poetische Sprache fordert den Leser spätestens auf Seite 65 mit einem Satz, der über neun Zeilen geht, aber dennoch Anfang, Ende und Inhalt hat. Auch die manchmal surreale Handlung, gefüllt mit intertextuellen Bezügen und Verweisen, macht das Buch zu keinem einfachen Lesestoff, von anderen Lesern durchaus unterschiedlich aufgenommen.
Mich hat der Autor sprachlich in seinen Bann gezogen, ein Stern Abzug für die teilweise überbordernde Metaphorik, die es manchmal schwer macht, in der Handlung zu bleiben. Ein Buch, das in jedem Satz die volle Konzentration des Lesers verlangt.
 
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Circlestonesbooks | 9 andere besprekingen | Mar 27, 2019 |
Kruso, winner of the German Book Prize and the English PEN Award, derives some of its symbolism from the story of Daniel Defoe’s Robinson Crusoe, first published in 1719. Crusoe is well-known to many readers from the children’s edition in which Crusoe is shipwrecked on an island, survives and thrives using his own ingenuity, rescues a prisoner from cannibals, converts him to Christianity and christens him Friday – and eventually is rescued and returned to England. (I had a lovely illustrated edition of the book which had diagrams showing how Crusoe adapted materials at hand to make tools, build structures and establish his farm and so on.) These days the adult version can be read with a postcolonial eye where the novel is regarded as an example of British imperialism and racist relationships (and you can read various interpretations of it at Wikipedia if so minded.)

This German novel, however, is more of a bildungsroman than an adventure story, structured around an escape to, rather than from an island, and with an enigmatic, unequal relationship developing in a bizarre society created by fellow castaways.

Ed, a brilliant young student of literature in Berlin in what was then East Germany, is traumatised by a tragedy so terrible that the reader does not learn what happened until half way through the novel. Ed cannot even name his girlfriend, referring to her only as G, as if she has been atomised. His university makes allowances, but he persists with his studies as if nothing has happened until inevitably he is (almost literally) tipped over the edge by the disappearance of his cat. The emptiness of his apartment becomes unendurable and he abandons his studies, and sheds everything else as well.

Still in the fog of grief, Ed makes his way to the island of Hiddensee in the Baltic Sea, a place for dropouts and hippies to evade the rigidity of Soviet Berlin while still nominally under its scrutiny. (Wikipedia tells me that it was convenient for the GDR to allow its dissidents to work there because they could easily be controlled on a small island). Occasional escapes were attempted across the sea to Denmark but unlike the Robinson Crusoe story where Crusoe was marooned away from home for decades, in the seas around Hiddensee there were no shortage of naval patrol boats for prompt ‘rescue’ of those wishing to leave their GDR home and make a new life elsewhere. And while Robinson Crusoe makes the best of his unintended exile, desperation makes some on Hiddensee risk everything.

A hidden, encrypted ‘Map of Truth’ shows the Routes of the Dead:

‘At first they keep swimming. Or they paddle a bit. Or they sit in tiny diving machines, or they hang onto motors that pull them through the surf. But they don’t make it. Somewhere out there, water fails … Some wash up over there. Some are pulled out of the sea with the day’s catch. The fishermen radio the dead over the sea, and talk about them later in their bars – “another one who tried to make it, well, cheers,” and so on …’

[…]

‘The fishermen know the currents here. They know them exactly. They know just how long the dead can be in transit.’

[…]

‘They know how long they stayed underwater and when the sea brought them up again and what they look like at that point and how they look at you with their rotten eyes…’ […]

‘But no one, I repeat, no one over there knows who the dead are. That is, they’re kept on ice, on the kingdom’s good, cold ice, and they wait until someone comes to claim them. But no one ever comes. No one. Not ever.’ (pp. 152-3)


Since the island is located in this half-world between oppression and freedom, access to Hiddensee is strictly controlled and the seasonal workers serving the day-tripper and short-stay holiday crowd must have permission to work there. From the ferry Ed makes his way ashore much like the castaway Crusoe, and manages to find his way to a popular restaurant called the Klausner, where he ends up as a dishwasher even though he doesn’t have the requisite papers. He has arrived at a good time because the previous dishwasher, a man called Spieche has mysteriously disappeared, leaving items behind which Ed gradually appropriates as it dawns on him that Spieche won’t ever be coming back to claim them.

To read the rest of my review please visit https://anzlitlovers.com/2017/05/30/kruso-by-lutz-seiler-translated-by-tess-lewi...
 
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anzlitlovers | 9 andere besprekingen | May 29, 2017 |
Vi er i DDR i 1989 – det år, hvor fundamentet under den østtyske stat gav efter hurtigere end nogen troede muligt, og som kulminerede med murens fald i november. Det var ikke til at vide i foråret, da Ed endelig besluttede sig for at bryde op fra sin tilværelse som litteraturstuderende i Berlin for at drage nordpå. Han er er tiltrukket af det frie liv på arbejder- og bondestatens yderste spids, Hiddensee, men han er først og fremmest på flugt fra mindet om kæresten G., der blev kørt over af en sporvogn året før.

På Hiddensee får han sig snart placeret som opvasker på hotel Klausner, der faktisk findes og hvor forfatteren selv har været opvasker i sine unge dage. Det er et mærkværdigt samfund. På den ene side er man så langt væk fra statens centrum som overhovedet muligt, og på den anden side den markant til stede i grænsekontroller, udkigstårne og den konstante jagt på dem, der er dristige nok til at forsøge sig med de 50 km over havet mod Møns Klint.

På Klausner er der en skøn blanding af strandede skæbner. Tjenerne Rimbaud og Cavallo er intellektuelle, der ikke længere kan udøve deres hverv, fordi de er for kritiske, direktør Krombach har stadig sæbe stående fra et tidligere stop på et hotel i Berlin og som kongen over de fortabte er der bogens titelperson: Alexander Krusowitsch eller bare Kruso.

Kruso bliver et forbillede for Ed, og på mange måder minder de om hinanden. Ed har mistet G., mens Kruso stædigt forfølger drømmen om at genfinde storesøsteren Sonja. En dag da de legede på stranden, havde hun sagt til ham, at han skulle vente på hende, og så var hun gået ud i vandet. Måske var det en flugt, måske ikke, men som læser er man ikke i tvivl om, at hun er druknet derude. Alligevel er han sikker på, at hun er blevet samlet op af et af kystvagtens fartøjer, og at hun en dag vil komme tilbage.

En ting har Kruso dog lært: Vandet er ikke en mulighed eller en vej til frihed, det er bare en klam og ubehagelig enkeltbillet til døden. Derfor har han fået en mission: Han vil redde de mange ”skibbrudne” dvs. de rejsende, der kommer til øen for at starte deres flugt:

”Giv dem tre dage, så er de indviet. Vi skaffer alle og enhver tre eller fire dage, på den måde samler vi en stor menighed, et fællesskab af indviede. Og det er kun begyndelsen. Efter tre dage herovre kan de vende tilbage til fastlandet, ingen behøver at flygte, Ed! Ingen behøver at drukne. For så har de den i hovedet, i hjertet, eller hvor den nu sidder…” (s. 173)

Den sande frihed er en personlig oplevelse af at være frigjort fra samfundets bindende normer – som Robinson Crusoe på sin ø – og derfor har Kruso sammen med essemaerne (forkortelse for SæsonMedArbejdere) organiseret et helt net af illegale overnatningssteder, hvor de skibbrudne kan blive et par dage. Inden længe bliver Ed indrulleret i netværket, og han opdager også, at en af pladserne er i hans værelse - og i nogle tilfælde hans seng.

Men nu er det jo ikke et hvilket som helst år. Det er 1989 og gennem radioen i køkkenet begynder nyhederne om flugten gennem Ungarn og via ambassaderne at sive ind. Og i takt med at nyhederne siver ind, begynder medarbejderne på hotellet at forsvinde den modsatte vej. Den særlige parallelverden er under opløsning, for hvad skal man med Hiddensees særlige frihed, når den fulde, ægte frihed frister med sit sirenekald? Til sidst er kun Ed og den stadigt mere nedbrudte Kruso tilbage på hotellet.

Romanens univers veksler mellem realisme og surrealisme, og Ed flyder frem og tilbage mellem virkelighed og noget der virker for mærkeligt til at være rigtigt. Seiler skriver i et lyrisk sprog, der passer meget fint til stemningen i historien, og som giver et skævt og helt særligt blik på ”Die Wende”. Selvom Kruso afviser flugten til vesten, og selvom tabet af den særlige verden på Hiddensee skildres i et nostalgisk lys, så er der på ingen måde tale om et forsvar for DDR. Tværtimod er det kun i skyggen af den skånselsløse overvågning og undertrykkelse, at det er muligt at forestille sig den særlige subkultur.

Romanen slutter med en epilog, hvor Ed mange år senere rejser til København for at finde spor af de flygtende, og hvor han bl.a. møder journalisten Jesper Clemmensen, der også er rigtig nok, og som har udgivet Flugtrute Østersøen. Det er ærgerligt. Den sproglige magi siver ud af historien, og jeg havde faktisk hellere været de sidste 40 sider foruden. Men kernehistorien fungerer, og jeg levede mig hurtigt ind i den absurde parallelverden, som Ed velvilligt lader sig strande i.
 
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Henrik_Madsen | 9 andere besprekingen | Dec 21, 2016 |
„Kruso“ erzählt vom letzten DDR-Sommer auf der Insel Hiddensee. Der Germanistikstudent Edgar, dessen Freundin verunglückt und dessen Katze verschwunden ist, beginnt in der Gaststätte „Klausner“ im Abwasch zu arbeiten. Die Mitarbeiter und Saisonkräfte auf Hiddensee sind eine verschworene Gemeinschaft mit seltsamen Ritualen, allen voran der charismatische Kruso. Sein Ritual der „Vergabe“ soll die „Schiffbrüchigen“ davon abhalten zu fliehen. In seiner Freiheitstheorie geht es um innere Freiheit, „und sie besteht in erster Linie aus Pflichten, verdammt, nicht aus Privilegien“. Parallel verläuft nun aber die reale Geschichte. Wenn auch die Menschen im Klausner kaum etwas davon mitbekommen, so weiß doch der Leser, dass sich die äußere Freiheit auftun wird. Die innere Freiheit wird somit scheinbar bedeutungslos.
Das ist ein seltsames und rätselhaftes Buch. Es dauert schon eine ganze Weile, bis man überhaupt ankommt in dieser Geschichte. In dem Moment, als Ed im Klausner anfängt, konnte ich mich gut auf ddie Geschichte einlassen. Es ist zwar ziemlich viel Ekel im Spiel, detaillierte Beschreibungen von Speiseresten usw. die sich in die Vorstellungskraft schmatzen, aber das Buch entwickelt eine Sprachkraft, die sehr packend ist. Die Rituale der „Vergabe“ waren mir dann eher unverständlich und zum Ende hin wurde alles immer surrealer. Das ist zwar beabsichtigt, macht aber das Lesen nicht immer leicht.
Erstaunlich fand ich den Epilog, in dem der fiktive Ed von seiner Suche nach den Fluchtopfern erzählt. Mir hat das Buch nicht unbedingt „gefallen“, mir waren auch die Personen nicht unbedingt sympathisch. Trotzdem (oder deshalb?) ist das ein interessantes und ungewöhnliches Buch.
Ich habe das Hörbuch gehört, das von Franz Dinda ausgezeichnet gelesen wurde.½
 
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Wassilissa | 9 andere besprekingen | Jun 4, 2016 |
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