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Formen der "Volkspoesie" (1980) 4 exemplaren
Der Blinde Hund (1991) 3 exemplaren

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Alle 13 Kurz-Geschichten in diesem Buch entwickeln ein Bild der Fernsehgrößen und TV-Zuschauer auf Du und Du. Man muss schmunzeln beim Annähern und entdeckt in einer ungekünstelt echten Sprache die eigenen Gedanken, ja, das stimmt, so ist es, fuhr es mir beim Lesen oft ins Gemüt. Hermann Bausinger kommt allen auf die Schliche, ihnen näher und entzaubert die Helden der Mattscheibe, er zerlegt sie erzählerisch in kleinste Details und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Einfach köstlich, als der Doppelgänger von Harald Schmidt in Nürtingen weilt und von Gaststättengästen angesprochen wird. Wer denn der größte Nürtinger sei? Hölderin, Härtling oder Schmidt? Könnte Schmidt sogar seinen eigenen Doppelgänger spielen? Er kann!

Wie würde Frau Pilawa einkaufen? (Kurzfassung der Kurzgeschichte)
Sie sitzen im Wartezimmer und getrauen sich, hinter dem neutralen ockerbraunen Umschlag des Lesezirkels sie mal zu blättern, die G A L A. Kaum in der Hand, es ist einem etwas peinlich, tönt von links eine weibliche Stimme: "Das müssen Sie lesen!" Weil die Sitznachbarin höflich insistiert, gucken Sie die großen Bilder an und durchdenken sowohl die visuellen Inhalte als auch die knappen, darunter stehenden GALA-Texte. Ein Genuss erst mit den hilfreichen Gedanken von Herrmann Bausinger, der aus dieser Idee eine spannende Handlung entwickelt.

Es geht ums Einkaufen, der Frau Pilawa, Angetraute von Jörg Pilawa, man erlebt dies gedanklich hoch drei, wobei die neben dem Autoren sitzende Dame führt und kommentiert. Mir gefällt diese Annäherung an Jörg Pilawa, den der Autor kennt, als authentisch, Frau Pilawa wird einen solchen Shoppingbericht nicht in die GALA bringen, aber wenn, ja wenn, hätte sie es so getan. Die GALA-Bilder sind einfach anständig, einfach moralisch gut, einfach richtig, so müsste man Kinder in einer heilen Welt erziehen. Moralisch korrekt. Ich vermute, Hermann Bausinger hat diese Annäherung aufgrund jener heilen, idyllischen Welt der Werbespots entwickelt, die Herrn Pilawa und seine Familie in einer bestimmten Art märchenhaft verzaubern. Irgendwie ist einem dabei aber alles Wurst!

In GALA bzw. dieser Geschichte hat Frau Pilawa aber doch anders eingekauft, als diese Werbung ihr vorschreibt. Schön, dass ihr dies in diesem kleinen GALA-Märchen ermöglicht wurde, einfach nett, ganz so wie Jörg Pilawa und seine Familie, dier er natürlich als großer Star versteckt hält. Es stimmt, Herr Pilawa und seine trotzdem vermarktete Familie sind unangenehm korrekt, übernett und sein Lächeln kann einem schon zusetzen, dieses norddeutsch kühle, gekünstelt liebevolle Getue. Dahinter steckt wenig mehr als ein liebes Schwiegersohnlächeln, Jörg Pilawa ist irgendwie das Alles und Nichts deutscher Fernsehunterhaltung. Was macht er eigentlich momentan? Er lässt Geld hin- und herschieben, er macht aus großen Häufchen kleine. Passt.

Kann man Günter Jauch aus der Fassung bringen?
Man kann. Ja, er ist schaffbar. Witzig auch hier die bohrenden Untertöne des Kandidaten Bausinger bei Wer Wird Millionär, die Jauch liebevoll zerlegen und seine cool konternde Bierruhe ankratzen, ihn mehr als leicht beben lassen. So einen Kandidaten hat die Welt noch nicht gesehen. Wie es ausgeht? Überraschung! Lesen Sie selbst!

Auf solche und ähnlich interessante Fragen gibt dieses Buch schönste Antworten. Jedem sind die Gedanken sofort präsent, sie holen jene Dinge ans Licht, die wir ahnen, aber eben nicht mehr aussprechen, weil wir den Helden der Mattscheibe zu oft zuhören. Die schönste Geschichte - und jeder kann sie so gut nachempfinden - ist die von Anton, den der Erzähler im Krankenzimmer liegend trifft - und notgedrungen dessen Fernsehkonsum miterleben muss. "In dieser Phase wurde mir klar, dass er der ideale Fernsehzuschauer war, ein freundlicher Allesfresser, der ein hybrides Zapporgan in sich trug und dem die Verfügungsgewalt über die Fernbedienung die Illusion völliger Souveränität vermittelte."

Wenn Sie aus dieser Zappfalle wieder aufstehen und hinter den schwachen Glanz der Mattscheibe blicken wollen, ist dieses Buch erste Pflicht. Ich fürchte nur, dass es lediglich jene erreicht, die ihren Konsum schon längst gedrosselt haben. Aber es verspricht diesen in jedem Fall beste Unterhaltung - auf Kosten eines Mediums, dessen Verblödungsfaktor unwidersprochen und exponentiell zugenommen hat.
… (meer)
 
Gemarkeerd
Clu98 | Apr 12, 2023 |
Wenn man heute vom Baden-Württemberger redet, dann bleibt die Fragestellung immer noch: Schwabe oder Badener, wer ist gemeint? Beide sind anders und die Ressentiments gegeneinander nach wie vor lebendig. Da, wo man das Häusle und ein Fabrikle besitzt, lebt der Württemberger. Der, der sich von Sonne und dem Wein leutselig stimmen lässt, ist der Badener. Sie kooperieren nur unter Zwang, die Witze der Badener über die Schwaben sind immer präsent, über alle Generationen hinweg. Und umgekehrt natürlich auch. "Was ist der Unterschied zwischen einem Osterhasen und einem sympathischen Württemberger? Gar keiner, beide gibt's nicht." Oder der: "Warum tragen die Schwaben neuerdings so gerne Mittelscheitel? Damit die Badener das Beil besser ansetzen können." Warum dürfen in Baden keine Langnese-Fahnen an den Kiosken befestigt werden? Weil sie bei den letzten Wahlen in Baden über 80% der Stimmen erhalten haben. Mit Villingen und Schwenningen sind vor über dreißig Jahren eine badische und eine württembergische Stadt zusammengeschlossen worden. Der Unterschied wird deutlich, wenn man die Wahlsprüche liest, die in den Kantinen der Stadtverwaltung aufgehängt sind. Im badischen Villingen heißt es: Wer guet schaffe will, muss zuerscht guet esse. Und wer guet gesse het, mueß schlofe. Im schwäbischen Schwenningen dagegen kann man lesen: Zu dritta schaffa, zu zwoit schlofa ond alloi erba! Der Herrgott saß auf dem Feldberg und schnitzte Schwaben, und alles, was nix wurde - zack über die linke Schulter nach hinten in den Titisee geworfen. Alle Fehlversuche sind also baden gegangen. So sind die Badener entstanden.

Das Problem der Badener ist bis heute, dass sie nördlich des Mains mit den Schwaben in einen Topf geworfen werden, fatal, schlimm! Tun Sie es Ihnen nicht an und lesen Sie dieses kluge Buch, das vor allem diesen Unterschied deutlich herausarbeitet. Trotzdem ist der fleißige Schwabe ein Protoyp der Extraklasse, mit Ausstrahlungen für das ganze Ländle. Mein Gott, sagen Sie das Wort Ländle nie in Freiburg oder Baden-Baden! Trotz Lebensfreude pur ist man dort leider immer noch etwas voreingenommen gegen den phänomenalen Erfolg des Fritzle, des Verkleinerers, dem man in diesem Understatement eben doch den Größenwahn ansieht, gerade weil er so sehr verkleinert und mit nichts protzt. Der Schwabe durchdenkt alles tiefer, weiter und er hat mehr Patente und Erfindungen als andere anderen Regionen der Welt, ja selbst das Silicon Täle kann es mit der Wirtschaftskraft der Region Stuttgart nur schwer aufnehmen.

Will man einem Stuttgarter so richtig weh tun, und viele aus München oder Frankfurt tun das gerne, dann sagt man, das Beste sei die Autobahn, die daran vorbei führt zum Flughafen. Tatsache ist, es ist eine der schönsten Städte der Welt, von hügeligen Weinbergen umgeben (sensationell der Blick von Rotenberg bswp.), eine Kessellage ähnlich wie Prag, nur tiefer noch und weitläufiger. Der Schwabe war verschlossen, zurückhaltend, wie Vischer schon in seinem Roman "Auch einer" 1873 beschreibt. Und doch begann am Neckar (man blickt vom Rotenberg direkt auf die Stelle) die Automobilgeschichte, der erste Auto-Motor wurde hier per Neckar-Boot ausprobiert. Nach dem Krieg wurden in Stuttgart durch Neubauten ähnliche Fehler gemacht wie in vielen Städten (breite Autoschneisen, Prestigebauten), und wenige Landtage sind wohl so hässlich wie der baden-württembergische. Hermann Bausinger bringt auf den Punkt, warum Stuttgart 21 die Menschen auf die Barikaden bringt: "...wo die Balance zwischen Bewahrung und Innovation gefährdet wird und der Aufbruch zum Neuen ins Bodenlose zu führen scheint, geht auch das innere Gleichgewicht der Stadt verloren." Typisch für Stuttgart ist der aktuelle Neubau der Stadtbibliothek (eröffnet im Oktober 2011), ein Klotz von außen, hässlich und mit peniblen Quadraten versehen. Innen aber ein Schmuckstück der besonderen Art, eine Öffnung hin zu Ruhe, Wissen und Ideen.

Hermann Bausinger analysiert das schwierige Beziehungsgeflecht im Südwesten Deutschlands unaufgeregt richtig, weit zurück fassend bis in die Gegenwart weisend, und lässt alle notwendigen Facetten einfließen: Religion, Geschichte, Kriege, Revolutionen, Obrigkeit, Fürsten, Herrscher, Vertriebene, Parteien, Universitäten, Städte, Regionen, Sprache, Landschaften etc. Insbesondere der letzte Aspekt könnte für alle(s) sprechen. "Die Landschaft jedenfalls gibt nicht an. Sie biedert sich auch nicht an. Sie präsentiert sich in einem herben Charme - oder besser: sie präsentiert sich überhaupt nicht, sondern ruht in sich selbst, ist einfach da." Dieser Reiz scheint sich auf die Menschen übertragen zu haben, nichts Besonderes von außen mag die Vertiefung nach innen gefördert und hier besondere Mengen an Kreativität gefördert haben.

Nur ein Wort würde ich in diesem (mehrfach aufgelegten) lesenswerten Buch ändern: die Bezeichnung Fremdenverkehr. Längst hat Baden-Württemberg Gastarbeiter zu Einwohnern gemacht, die Integration ausländischer Mitbürger ist größtenteils gelungen und Touristen sind keine Fremde mehr, sie genießen Fünfsternelokale in Baden ebenso wie Heilbäder in Württemberg und natürlich echt (touristisch nicht überdreht) gebliebene Landstriche wie die Schwäbische Alb. Wie sieht die Zukunft Baden-Württembergs aus: "Aber das Land und seine Menschen werden bewahren, was schon in der Landschaft vorgezeichnet ist: Ausgleich und Maß, die bunte Vielfalt der Lebensverhältnisse ' und den herben Charme."

2011
… (meer)
 
Gemarkeerd
Clu98 | Apr 10, 2023 |

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