Afbeelding van de auteur.

Nava Ebrahimi

Auteur van Sechzehn Wörter

2 Werken 32 Leden 3 Besprekingen

Over de Auteur

Fotografie: Nava Ebrahimi, Schriftstellerin, geb. 1978 in Teheran, liest aus ihrem Roman "Sechzehn Wörter" bei den 17. Wortspielen in München By Amrei-Marie - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57172130

Werken van Nava Ebrahimi

Sechzehn Wörter (2017) 21 exemplaren

Tagged

Algemene kennis

Leden

Besprekingen

Der Produktdesigner Sina Koshbin befindet sich gerade etwas in der Sinnkrise als er einen neuen Chef bekommt: Ali Najjar, Star der Szene und wie er mit iranischen Wurzeln. Bei Sina beschränken diese sich jedoch auf seinen Erzeuger, dessen Name und Aussehen er geerbt hat, er beherrscht weder die Sprache noch kennt er das Land. Trotzdem verbindet die beiden das Anderssein und als Ali ihn bittet, mit ihm nach Dubai zu reisen, um dort etwas Wichtiges zu erledigen, begleitet er ihn ohne zu wissen, worauf er sich einlässt. Alis Stiefbruder hat ihn dorthin gebeten, denn er muss ihm von der verstorbenen Mutter einen Brief übergeben und es war ihr Wunsch, dass er dies persönlich tut. Warum Ali den Mann nicht treffen will, kann Sina zunächst nicht nachvollziehen, er soll an seiner Stelle zu dem Treffen gehen und den Brief in Empfang nehmen. Die Begegnung rückt bei Sina nicht nur das Bild des exzentrischen Designers zurecht, sondern lässt auch ihn selbst nicht unberührt.

Wie auch in ihrem Debütroman „Sechzehn Wörter“ führt die Journalistin Nava Ebrahimi in „Das Paradies meines Nachbarn“ alte und neue Heimat zusammen. Sie gehört zur Riege der deutschsprachigen Autoren mit Migrationshintergrund, die über die Literatur ihre biografischen Erfahrungen zugänglich machen und sich in ihren Werken zwischen beiden Ländern bewegen und damit die thematische Bandbreite deutlich ausweiten. Die Herkunft ist das scheinbar verbindende Element der beiden Protagonisten, bald wird jedoch klar, dass dies nur äußerlich der Fall ist und dass die Frage nach Identität, geworden oder geschaffen, sich ganz anders bestimmt.

Sina wie auch Ali sind komplexe Charaktere, was sich erst im Laufe der Handlung offenbart. Sina erscheint zunächst recht typisch frustriert in der Midlife-Crisis, bei der Beförderung übergangen, kennt seine künstlerischen Grenzen und die Luft ist aus seiner Beziehung mit Katharina ebenfalls raus. Durch die Konfrontation mit Ali, der in ihm zunächst auch vorrangig den Iraner erkennt, wird die Frage aufgerissen, wie er sich selbst definiert. Aufgewachsen In Deutschland bei einer deutschen Mutter hat er sich nie als Ausländer begriffen, wird aber immer wieder wegen seines Aussehens und Namens dazu gemacht. Der Kontakt zum Vater ist spärlich, er weiß weder, wo dieser sich aktuell aufhält, noch womit er eigentlich sein Geld verdient. Wie viel kann so ein Mann ihm mitgegeben haben bei der Herausbildung seiner Persönlichkeit?

Bei Ali ist die Herkunft klarer, als Geflüchteter konnte er jedoch eine neue Legende über sich selbst schaffen, angepasst an das, was man gerne von ihm hören wollte, so oft wiederholt, dass er es selbst irgendwann glaubte.

„Ich habe keine andere Wahl, wenn ich kein Opfer sein will.“

Seine Rolle hat ihn hart zu sich und zu anderen werden lassen. Angriff als Verteidigungsmethode hat sich im Laufe der Jahre als erfolgreich herausgestellt und so begegnet er den Menschen aggressiv, um seinen Platz zu behaupten, aber auch, um sie nicht zu nah an sich heranzulassen, denn er weiß, dass er dann Gefahr läuft, dass sie hinter die Fassade blicken können, hinter der er seine Vergangenheit gut verpackt in schöne Geschichten versteckt hält. Nun scheint der Tag gekommen, sich dem zu stellen, was vor seiner Flucht gewesen ist. Und der Schuld, die er in sich trägt. Hier kommt eine dritte Figur ins Spiel, die die Handlung in Gang setzt, deren Rolle jedoch lange unklar bleibt, sich dann aber mit einem lauten Knall zeigt, der den gefeierten Designer nochmals in anderem Licht erscheinen lässt.

Die Autorin überlässt es dem Leser, eine Antwort auf die Frage nach der Verantwortung für das Leben eines anderen zu finden, eine Beurteilung von Ali Najjars Schuld vorzunehmen, die er noch als Kind unbedacht und unwillentlich auf sich geladen hat, diesen Flügelschlag eines Schmetterlings, der jedoch für einen anderen lebensbestimmend werden sollte. Unerwartet wird man so essentiellen Fragen ausgesetzt, auf die es keine schnellen und keine einfachen Antworten geben kann. Großartig erzählt mit einem starken Ende, das einem nachdenklich zurücklässt.
… (meer)
 
Gemarkeerd
miss.mesmerized | Feb 24, 2020 |
16 Farsi –Wörter sind die Kapitelüberschriften dieses Buches und drücken den Unterschied aus zwischen der deutschen und der iranischen Identität der Ich-Erzählerin Mona. Ein Beispiel, das auch Mona am Herzen liegt, ein bisschen auch eine Lösung bedeutet, ist „Tschahar-Rah“. Die Autorin sagt dazu im Interview: „Übersetzt heißt das: „Vierweg“. Im Deutschen treffen sich zwei Straßen, das ist relativ technisch. Im Persischen betont man dagegen, dass das ein Ort ist, an dem man vier Möglichkeiten weiterzugehen hat.“
Das Buch erzählt einerseits die Geschichte der Familie von Mona, die zur Beerdigung ihrer Großmutter in den Iran reist. Es erzählt von Geheimnissen und Identitäten in der wechselvollen Geschichte des Irans zu Zeiten des Schah-Regimes, nach der Islamischen Revolution und in der Gegenwart.
Das Buch erzählt aber auch von Migrationsschicksalen, davon wie stolze Menschen im fremden Land Deutschland nicht automatisch neu anfangen können. Die Autorin sagt dazu: „Viele, nicht nur die Väter, oft auch die Mütter, hatten studiert und gute Jobs im Iran. In Deutschland war diese Ausbildung aber nichts wert, und so mussten die Kinder dabei zusehen, wie die Eltern in einem Loch aus Traurigkeit und Bedeutungslosigkeit verschwanden.“ Und in der Sprachlosigkeit, der Unsichtbarkeit. So nennt auch Dimitri Kapitelmann in seinem Buch über seine aus Russland immigrierten Familie seinen Vater „den unsichtbaren Vater“, Monas Vater, der im Iran im Widerstand war, sagt „Aber dann denke ich an die Zeit im Gefängnis. Wir hatten alle lebenslänglich, aber für keinen von uns hat es sich angefühlt wie lebenslänglich. Wir hatten intuitiv gewusst, die Inhaftierung ist der Beginn von etwas Neuem.“ Später sagt er dann über seine Migration nach Deutschland „Du hast recht, ich sollte zufrieden sein. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass ich hier lebenslänglich bekommen habe.“
Das Buch ist nicht lang und konzentriert sich komplett auf Mona. Es zeigt aber in kleinen Anekdoten und Nebenfiguren viele Aspekte von Migration und Identität, so dass es ein dichtes und reiches Buch ist, das dennoch erstaunlich leicht zu lesen ist. Die Kapitelüberschriften mit den scheinbar unübersetzbaren Wörtern finde ich eine ausgezeichnete Idee.
… (meer)
 
Gemarkeerd
Wassilissa | 1 andere bespreking | Sep 24, 2019 |
Die Nachricht vom Tod der Großmutter im Iran führt dazu,
dass Mona ihre Mutter zur Beerdigung von "Maman-Bozorg"
begleitet. Die Rückkehr in das Land ihrer Väter wird zu
einer aufrichtigen, schonungslosen Auseinandersetzung mit
der eigenen Geschichte und der des Landes. Verschiedene
Begriffe stehen dafür Pate. Mona, obwohl schon 34 Jahre
alt, hat immer noch keinen "Khastegar", der bei ihren
Eltern um ihre Hand anhält. Warum hat die verehrte Oma die
Mutter als 13-Jährige mit dem 20 Jahre älteren Vater
verheiratet, der als Kommunist nach Deutschland fliehen
musste? In Köln eröffnete er einen Gemüsehandel und lebte
nach der Trennung mit Swantje zusammen, während die Mutter
zum "Sherkat Naft" (Sozialamt) ging und um ihre Existenz
fürchtete. Mona trifft ihre große Liebe, den verheirateten
Rami, wieder und erinnert sich an erotische Stunden trotz
Sittenpolizei und Tschador. Sie stellt sich dem Geheimnis
ihrer Familie, was sie befreit und versöhnt. Bildreich und
doch schlicht beschreibt die Autorin in ihrem ergreifenden
Debüt die Zerrissenheit einer klugen, jungen Frau zwischen
2 Kulturen. Breite Empfehlung.
… (meer)
 
Gemarkeerd
Cornelia16 | 1 andere bespreking | May 3, 2017 |

Prijzen

Statistieken

Werken
2
Leden
32
Populariteit
#430,838
Waardering
4.1
Besprekingen
3
ISBNs
7
Talen
1