Jens Ivo Engels
Auteur van Die Geschichte der Korruption
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und in Wirklichkeit noch viel komplizierter.
Dieser letzte Satz des Buches lässt einen eher ernüchtert zurück. Man stelle sich einen Politiker 200 Jahre zurück in einem absolutistischen System vor. Wie hätte er sich seine Freunde und Helfer so ausgesucht und belohnt, dass sie gefügig und gehorsam seien? Wie hätte er seinen Dank ausgedrückt?
Die dafür angewandten Maßnahmen waren über Jahrhunderte - und auch heute noch in vielen Ländern der Erde gang und gäbe. Diese vormoderne Politik war durchzogen von Patronage und Klientelismus. Unsere heutige Zeit ist die erste, die mit Internet und Transparenz den goldenen Staub aus den Zimmern der Mächtigen fegt, ohne jedoch die Maßnahmen ganz zu eliminieren, sie gehören in vielen Bereichen für eine funktionierende Handlungsweise immer noch dazu.
Helmut Kohl hatte ein Telefonbuch mit allen Kreisvorsitzenden der CDU - er telefonierte regelmäßig mit ihnen, um die Stimmung vor Ort abschätzen zu können. Seine Verbindungen zur Wirtschaft wie die der FDP waren glänzend - und niemand glaube, dass bei Reisen in die Welt mit dem Kanzler niemand bevorzugt wurde. Die Großen hatten eher Zeit dafür, mehr Geld und dort wo viel ist, fällt immer noch mehr hin. Wurde Helmut Kohl und auch andere Kanzler also von den Großkonzernen benutzt, wurde er ihnen gegenüber korrupt, auch weil er Geld für seine Partei angenommen hat? Er selbst versucht verzweifelt, seine Reputation wieder auf jenes Niveau zu bringen, das ihm seiner Meinung nach zusteht. Ich denke, es gelingt ihm nicht, weil seine Nahtstellen zum Leben & Wirtschaften zu sehr von Angst und Rücktritt besetzt waren.
Es ist ja völlig normal und wir alle wachsen damit auf: die Familie hält zusammen, auch noch der nahe Verwandtenkreis, die schlagenden Studenten bilden ein gemeinsames Günstlingsnetz. Deutschland ist in Wahrheit durchzogen von solchen engen Communities, die auch heute noch funktionieren. Die italienische Mafia macht hier glänzende Geschäfte - und sind wir ganz offen: die Mehrheit großer Konzerne funktioniert wie diese italienischen Stammesbruderschaften inkl. Initiationsriten. Menschen wollen offensichtlich irgendwo dazugehören, Kraft ziehen aus einem größeren Ganzen.
An der Nahtstelle zur Gerechtigkeit für alle finden immer Reibungsverluste statt, jeder von uns kennt das. Und jeder sollte sich dahingehend hinterfragen. Dann wird Korruption - im Sinne von Bestechlichkeit - richtig eingeordnet. Auftragsvergabe von staatlichen Stellen an Begünstigte wird immer stattfinden und ist - menschlich gesehen - eher normal. Es kommt darauf an, alle Gremien auf transparent zu stellen, um solche Dinge zukünftig zu verhindern. In Schweden und Norwegen hat man die beste Durchschaubarkeit - und die Menschen sind am zufriedensten.
In Deutschland ist die Durchgängigkeit von ganz unten nach oben schwierig. Zu viele Fallstricke und Netze lauern, überall sitzt schon ein Praktikant eines hohen Herren, einer besser gestellten Dame. Ich selbst musste genügend Unfähige durchschleppen. Auch dies normal, aber es kommt darauf an, eben auch jenem jungen Menschen eine Chance zu geben, die nicht mit goldenen Beziehungsnetzen zur Welt gekommen sind. Am besten wäre dies durch das Bedingungslose Grundeinkommen zu bewerkstelligen, das all jenen Chance gibt, die die eigenen Fähigkeiten am besten zur Geltung bringen kann.
Das Buch liest sich stellenweise wie ein Krimi, die Geschichte(n) sind unglaublich, aber aus dem Kontext heraus verständlich. Es schärft den Blick für ein Verhalten, das uns näher ist als wir glauben.
7. Oktober 2014… (meer)