Folkert Fendler

I’m writing this review in German, since I imagine only German-speakers will be interested in knowing about it.
Der Untertitel des Buchs — Was stimmen muss, was wesentlich ist, was begeistern kann — ist Programm. Die drei Aspekte sind dem Modell des japanischen Wissenschaftlers Noriaki Kano entlehnt und werden oft im Bereich des Qualitätsmanagements angewandt. In der Einleitung macht Folker Fendler den Vergleich mit Theaterbesuch; die drei Stufen können als Basisforderungen, Erwartungen und das Besondere, das begeistern kann, umschrieben werden. Die Autoren wurden gebeten, ihre Aufsätze nach diesem Dreischritt zu organisieren, wobei Fendler einräumt, dass im Gegensatz zum Bühnenstück, ein Gottesdienst auch vom theologischen Auftrag her reflektiert werden muss. Dennoch kommt der Leser zu den Aufsätzen mit der Erwartung, etwas von dem, was Gottesdienstbesucher erleben, zu erfahren. Leider widerspiegeln nur wenige Beiträge (z.B., der Aufsatz von Kathrin Oxen und Holger Eschmann zur Predigt) die Ergebnisse von empirischer Forschung. Statt dessen wird vieles auf normativer Basis einfach postuliert. Es ist auch nicht immer einsichtig, wieso manche Aussagen einem von den drei Aspekten zugeordnet wird und nicht einem anderen.
Trotzdem halte ich das Buch für sehr wertvoll. Vieles von dem, was ich bemängelt habe, kann auf eine von zwei Ursachen zurückgeführt werden: Einerseits liegt es in der Schwierigkeit, einen Sammelband mit 39 Autoren nach einem Modell zu strukturieren, andererseits befinden wir uns in den Anfängen der Erforschung von Qualität im Gottesdienst.
Dabei wurden gute Autoren für das Projekt gewonnen. Corinna Dahlgrüns Überlegungen zur persönlichen Vorbereitung sind nicht nur hilfreich, sondern auch witzig dargeboten. Andere Beiträge, die aus meiner Sicht besonders wertvoll waren sind Karlo Meyer zum Jugend- und Konfirmandengottesdienst, Stephan Goldschmidt zum Gottesdienst im Altenpflegeheim, Ulrike Wagner-Rau zur Bestattung, Marcus Ansgar Friedrich zum Heiligabend, Thomas Hirsch-Hüffell zum Segen und Andrea Morgenstern zum heiklen Thema Erscheinungsbild und Kleidung.
Wem wird dieses Buch empfohlen? Jeder Pfarrerin, jedem Pfarrer. Obwohl viele von den Beiträgen nur das Luthertum Deutschlands im Blick haben, werden Pfarrleute in der reformierten Schweiz vieles mit notwendigen Anpassungen übertragen können. Besonders Berufsanfänger sollten ein Exemplar in ihrer Handbibliothek besitzen. Es kann sehr hilfreich sein, wenn zum ersten Mal ein besonderer Einsatz ansteht, hierin nachzuschlagen und in wenigen Seiten das Einmaleins in Erfahrung zu bringen. Ich denke hier z.B. an dem wertvollen Beitrag von Doris Joachim-Storch zum Gottesdienst nach traumatischen Ereignissen.… (meer)