Kurt Lauber

Die Schweizer haben zu ihrem Horu ja wirklich eine ganz besondere Beziehung. Und die ist ja ausschließlich durch die ikonische Form des Berges und dessen Bekanntheit zu erklären. In Sachen fester Fels und anregende Kletterei bietet wahrscheinlich jeder andere Viertausender (außer Allalin) schönere Erlebnisse, und der Massenandrang am Hörnligrat ist kriminell.
Dieses Buch bietet vordergründig Anekdoten von Bergführern und vermittelt wirklich einen interessanten Einblick in die Arbeit und Aufgaben und präsentiert einige interessante Perönlichkeiten.
Im Grund aber ist das Buch eine Werbeveranstaltung, und in regelmäßigen Abständen kommt die Mahnung "das kommt davon, wenn man alleine, ohne Führer, aufs Hörnli zu steigen versucht!" Alle Führerlosen sind, langsam, schlecht und wegen mangelnder Routenkenntnis eine Lebensgefahr für sich und andere. Fast alle, die erwähnt werden, stürzen ab oder müssen gerettet werden. Das ist eine lächerliche Schwarz-Weiß-Malerei - und beim Ruf des Berges hätte es die Zermatter Bergführergilde gar nicht nötig, die Tatsachen so zu verdrehen.
Außerdem - schlimmer noch - drehen sich die meisten "amüsanten Anekdoten" um Gäste, die völlig ungeeignet sind, das Horn zu besteigen. Die Leute, über die man sich hier lustig macht, sind natürlich nicht ernstzunehmen, aber dann sollte das Zermatter Alpincenter sie nicht auf gut Glück und aufgrund einer Selbsteinschätzung ("Wie gut können Sie bergsteigen?") auf ddie Hütte schicken. Da wird die Profitgier auf dem Rücken der Bergführer ausgetragen, und nicht zuletzt auch auf den Massen an gut ausgerüsteten, gut vorbereiteten und guten Privatbergsteigern, die durch ein solches Auswahlsystem ebenfalls gefährdet werden. Jede Bergschule, die ich kenne, fordert außer einem Lippenbekenntnis mindestens eine Eingehtour, bevor eine Hochtour mit PD+ oder AD- angegangen wird. Diese Vermarktung des Berges auf Kosten der Sicherheit und sich auf der anderen Seite dann über Leute amüsieren, die dieser Vermarktung folgen (alle Regeln einhaltend), ist peinlich und kompromittierend für einen renommierten Bergführerverband, der große Stücke auf sich hält.… (meer)

Der Autor ist seit Jahrzehnten Bergführer und auch schon sehr lange Hüttenwirt auf der Hörnlihüte am Matterhorn. Er erzählt von seinem Leben und seinen Einsätzen. Da ich sehr gerne in die Berge und auf Hütten gehe, wenn auch nicht auf Matterhornniveau, war das Buch für mich Interessant. Besonders überraschte mich der selbstverständliche Umgang mit dem Tod, der bei Laubers Tätigkeit oft eine Rolle spielt. Es ist interessant, dass der Autor jeden nach seinen eigenen Entscheidungen losziehen lässt und auch dem achtjährigen Sohn Kevin das Matterhorn nicht verwehrt. Das hat mir imponiert.… (meer)