Aus langen Gesprächen mit Katharina de Fries und Astrid Proll entstand das in 2 Erzählungen gefaßte Doppelporträt zweier Frauen, die in den 70er Jahren zur terroristischen Szene zählten. Während die eine eher einem anarchistischen Utopismus folgt, entscheidet sich die andere für den bewaffneten Kampf der RAF. Stehen in anderen autobiographischen Schriften Taten und theoretische Reflexionen im Vordergrund (vgl. T. Meyer, BA 12/96, oder K. Jünschke, BA 9/94), so gestaltet die Autorin erfolgreich und mit Empathie ihre Frauengestalten dicht, exemplarisch und zugleich ihrer Individualität gerecht werdend: es geht um persönliche Motive und Entwicklungen, um dann die andere Seite der Rebellion und der Aktion gegen die Staatsmacht und die bürgerliche Ordnung zu schildern. Das Leben in der Illegalität und die Verfolgung, spätestens die Haft, ergeben kein schillerndes revolutionäres Heldentum, das ihnen vielleicht einmal vorschwebte, sondern eine unerträgliche und depravierende Existenzform. Die Lösung liegt für beide in der Abkehr von einer Politik der Gewalt. (2) (Harald Pilzer)