Enno Arkona

Besser als der erste Band, weil die Krimi-Rätsel verzwickter sind. Tatsächlich hat mich Arkona erfolgreich auf die falsche Fährte geführt.
Schlechter als der erste Band, weil der Protagonist wirklich ständig, alle paar Seiten, in völlig übertriebener Anzahl dabei ist, eine schlechte Entscheidung nach der anderen zu treffen. Ja, er soll schusselig, unsicher, ein Pechvogel sein. Aber das ging mir deutlich zu weit. Wenn ich anfange, mich für eine Romanfigur fremdzuschämen, macht das Lesen keinen Spaß mehr.
Im Band eins gab es das schon auch, aber gefühlt bei weitem nicht in diesem Umfang. Oder es fiel mir jetzt erst auf, weil die Wiederholung dieses Motivs in beiden Bänden gemeinsam eine Schmerzgrenze überschritten hatte?
Wie auch immer. Es bleibt spannend, ist schnell gelesen, die kriminalistischen Rätsel sind toll. Ich hätte es viel mehr genießen können, wäre die Hauptperson nicht so ein Depp gewesen.… (meer)

Wieder einmal ein wunderbarer Zufallsfund aus der Bibliothek.
1515, kurz vor der Reformation, wird ein Nürnberger Tuchhändler ermordet. Sein Bruder, Unterknecht bei Albrecht Dürer und schwarzes Schaf der Familie, macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach Hinweisen zu dem Verbrechen und gerät dabei selbst unter Verdacht.
So weit Standard – das übliche Kochrezept für einen historischen Krimi. Ich mag weder historische Romane noch Krimis besonders gern, diesen habe ich mitgenommen, weil es um Humanisten gehen sollte, das versprach, dass es trotzdem interessant werden könnte.
Tatsächlich ist der Roman sehr gut gemacht. Der Autor hat offenbar viel Zeit mit Recherche verbracht, Nürnberg in der Renaissance ist detailliert und farbenfroh geschildert. Auch über Dürer und die Gepflogenheiten in seinem Haushalt erfährt man viele Einzelheiten. Auf der Website http://www.humanistenverschwörung.de gibt es zusätzliche Informationen und Bilder, etwa einen Stadtplan von Nürnberg um 1500 und die im Buch erwähnten Dürer-Bilder.
Für meinen Geschmack hätte es durchaus noch etwas mehr Hintergrund sein dürfen – letztlich ist es eben doch in erster Linie ein historischer Krimi mit nicht viel mehr Tiefgang als bei anderen Werken dieser Art.
Trotzdem hat das Buch Spaß gemacht: Sehr spannend, gute Sprache, liebenswerte Charaktere, bei den Ermittlungserfolgen des Protagonisten nicht gar so dick aufgetragen wie sonst oft in dem Genre – kurz, ein gelungener historischer Kriminalroman, der mehr Aufmerksamkeit verdient als ihm offenbar bisher zuteil wurde.
Um auch das noch zu erwähnen: Ich habe gelesen, dass der Autor Lektorat, Korrektorat und Satz komplett in Eigenregie durchgeführt hat. Im Gegensatz zu anderen selbstverlegten Büchern hat das hier richtig gut funktioniert. Hut ab!
Ich werde gleich mit Band 2 weitermachen.… (meer)